Glücklich in Island
AB.TAUCHEN.
Ich glaube, das möchten wir alle manchmal: einfach AB.TAUCHEN. und alles Schwere zurücklassen. Und das scheint ja auch ganz einfach zu gehen – wenn es selbst den Buckelwalen so leicht und mühelos gelingt 😉. (Ein Buckelwal wiegt immerhin so viel wie sechs Elefanten und ist mit seinen 12-18 Metern Länge auch nicht gerade klein.)
Wir sind auf Walbeobachtungstour und während wir auf die Meeresriesen warten, bekommen wir erst mal einiges zu hören: z. B. dass Buckelwale neugierig sind und großartige Schwimmer und Sänger. Dass sie täglich mehr als eine Tonne Nahrung zu sich nehmen und dass sie keinen natürlichen Atemreflex haben. D.h. Wale müssen ganz bewusst atmen, weshalb beim Schlafen auch immer ein Teil des Gehirns wach bleibt – andernfalls könnten sie ertrinken.
Und dann beginnt plötzlich das Spektakel: Direkt neben unserem Boot tauchen zwei Wale auf – so als ob sie sich erstmal anschauen müssten, was wir da oben so treiben. Wir sehen, dass Buckelwale weiße Brustflossen haben und auch den höckerigen Kopf können wir ganz gut erkennen.
Kaum haben wir ein bisschen Abstand zwischen uns und diese beiden Tiere gebracht, taucht vor uns ein anderer Wal auf. Und dann sind plötzlich ganz viel Wale da und wir wissen gar nicht, in welche Richtung wir zuerst schauen sollen.
Ich bin fasziniert, dass sich diese großen und starken Tiere so leicht und elegant fortbewegen Können. Sind sie erstmal abgetaucht, hat man keine Ahnung, wo sie wieder auftauchen werden. Keine Bewegung an der Meeresoberfläche gibt uns irgendeinen Hinweis darauf. Erst wenn die typischen Nebelfontänen, die beim Ausstoßen der Atemluft entstehen, wieder zu sehen und zu hören sind, weiß man, wo das Tier nach oben kommt.
Bis zu 30 Sekunden sind die Wale an der Oberfläche und dann geht es auch schon wieder hinab in die Tiefe – das Essen wartet schließlich 😉. Und dieser Moment des Abtauchens ist jedes Mal ein kleines bisschen magisch: einen kurzen Augenblick lang stehen ihre Fluken (Schwanzflossen) senkrecht in der Luft – so als ob sie uns damit ein letztes Mal grüßen möchten – bevor sie wieder in die Tiefe verschwinden. Die auf der einen Seite auffallend weiß und schwarz gemusterten Fluken mit den wellenförmigen Hinterkanten sind übrigens bei den Buckelwale so individuell wie beim Menschen der Fingerabdruck.
Drei Stunden später verlassen wir glückstrahlend die „Náttfari“ – und fühlen uns so, als ob wir selbst abgetaucht waren – und nun erstmal wieder aus dieser unwirklichen Welt auftauchen müssen.