AUS.ZEIT. – Fotos und Gedanken – Woche 15
17.10.2025 / Schattenspiel
Noch einmal Roussillon, noch einmal diese unglaublichen Farben. Heute sind wir zu dritt hier und das Licht ist warm und weich. Der Boden leuchtet wieder in diesem faszinierenden Rot, das so typisch für diese Gegend ist.
Wir gehen nebeneinander her, unsere Schatten ziehen sich lang über den Sand – fast so, als wollten sie uns noch ein Stück begleiten.
Es ist unser letzter Ausflug hier in der Provence. Morgen geht es Richtung Norden und danach geht es für mich dann wieder alleine weiter.
Mit Blick auf unsere Schatten wird mir bewusst, wie intensiv und dicht die letzten Tage waren. Wie viel Schönes wir gesehen und erlebt haben. Wie viele Momente wir geteilt haben: Wir haben gemeinsam gestaunt, gelacht und waren immer wieder überrascht, wie schnell die Tage vergehen. Still und heimlich fließt eine Träne meine Wangen hinunter…ich fange sie mit einem Lächeln auf: Schön war es!
Foto: Roussillon
18.10.2025 / Plötzlich Herbst
Gestern war noch Sommer und heute sitzt plötzlich der Herbst mit uns am Tisch. Sind wir ihm entgegen gefahren oder hat er uns eingeholt? Ich bin mit nicht sicher…
Die Luft auf jeden Fall ist anders geworden: feuchter, kühler – die Temperaturen reichen gerade noch, um draußen zu sitzen und den Tag abzuschließen. Um uns herum liegen die Blätter verstreut wie Konfetti auf dem Gras – als hätte der Sommer ein Abschiedsfest gegeben. Dazwischen stehen Martha und Bruno, unsere beiden treuen Begleiter, dicht nebeneinander, bereit für neue Abenteuer.
Es ist still, nur ab und an weht der Wind ein einzelnes Blatt zu uns heran – fast so, als ob sich der Sommer damit nun endgültig verabschieden möchte – mit einem Winken und einem leisen Flüstern im Wind.
Foto: Besancon
19.10.2025 / Morgennebelgrau
Ein bisschen grau und trüb ist meine Stimmung heute morgen ja schon. Da passt es ganz gut, dass auch der Himmel ein leichtes Morgennebelgrau über die Landschaft gelegt hat. Während ich noch so vor mich hin starre, hebt direkt vor mir ein Graureiher ab, würdevoll und leicht, als wolle er das Grau einfach mit sich davontragen. Vielleicht gelingt es ihm ja. Einen Lichtstreifen meine ich schon am Horizont zu erkennen, zart und vorsichtig, als möchte er mir sagen: „Es wird wieder heller, ganz bestimmt.“
Foto: Besancon
20.10.2025 / 100 Tage unterwegs
Hundert Tage unterwegs – durch Spanien und v.a. durch Frankreich. Durch Sommer, Sonne und lange Tage.
Und heute liegt er nun da, dieser leise Abschied – auf einem Teller: ein Croissant neben einer Laugenbrezel. Zwei Welten, die sich kurz begegnen – das eine noch nicht ganz vorbei, das andere noch nicht ganz da.
Nach hundert Tagen Süden geht es zurück nach Deutschland. Statt Bonjour heißt es nun Grüß Gott, und statt un café au lait, s’il vous plaît einfach: „einen Milchkaffee bitte“.
Doch auch wenn manches wieder anders sein wird, nehme ich auch vieles mit – möchte es ins Deutsche hinüberretten. Zum Beispiel die Antwort avec plaisir. Wie oft habe ich sie gehört, wenn mir jemand geholfen hat: „Mit Vergnügen.“
Vielleicht ist Heimkommen genau das:
die Welt da draußen nicht hinter sich zu lassen, sondern ein Stück davon in sich weiterzutragen –
und so die Welt Zuhause ein kleines bisschen weiter werden zu lassen.
Foto: Colmar
21.10.2025 / Gemeinsam unterwegs
Wohin mein Weg mich führt, weiß ich nicht. Aber gerade jetzt freue ich mich, hier und heute auf diesem Weg unterwegs zu sein. Denn ich gehe ihn nicht alleine: Neben mir läuft eine Freundin, die ich seit fast 30 Jahren kenne. Wir sehen uns nicht oft, liegen unsere Lebensmittelpunkte doch in ganz unterschiedlichen geografischen Welten. Und doch ist die Verbindung geblieben. Ebenso die Nähe. Ich fühle mich sofort willkommen. Bin angekommen.
Heute gehen wir ein Stück Weg gemeinsam, erzählen uns von Erlebnissen, teilen Gedanken, lachen ein wenig. Morgen werden sich unsere Wege wieder trennen – und irgendwann, da bin ich mir sicher, werden sie wieder zusammenfinden.
Foto: Wanderweg bei Metzingen
22.10.2025 / Ankommen. Durchatmen. Bleiben wollen.
Manche Orte fühlen sich einfach nach Zuhause an 💛
Und manchmal braucht es dafür gar nicht viel – ein herzlicher Empfang, ein paar gute Erinnerungen und ein Ausblick, der die Seele atmen lässt. Mehr nicht.
So geht es mir auch dieses Mal bei der Ankunft hier in Steibis. Was diesen Platz für mich besonders macht? Es ist das Gefühl, willkommen zu sein. Die freundliche Begrüßung, die Erinnerungen, die mit diesem Ort verbunden sind – und die Ruhe, die sich einstellt, sobald man angekommen ist und dem feinen Kuhgebimmel lauschen kann.
Der Ausblick hier ist immer derselbe – und doch nie gleich. Die Wolken sind in Bewegung, das Licht im Wandel. Jeder Tag erzählt eine neue Geschichte. Und mittendrin: Ich.
Ankommen. Durchatmen. Bleiben wollen.
So einfach ist es… 💛
Foto: Wohnmobilstellplatz Steibis
23.10.2025 / Stürmische Zeiten
Stürmische Zeiten stehen bevor, und ich spüre, dass heute wohl der ideale Tag ist, um loszulassen: negative Gedanken, Sorgen, Ängste, Enttäuschungen… Heute kann ich mir sicher sein, dass der Wind all das wild durch die Luft wirbeln und schließlich mit sich davontragen wird.
Doch nicht nur das: Auch auf dem Boden liegenden Träume könnten wieder zu tanzen beginnen, und Erinnerungen kommen vielleicht angeflogen, um mir zu erzählen, wer ich bin und wo ich hingehöre.
Ich denke, es lohnt sich, in stürmischen Zeiten nicht nur das Dunkle zu sehen, sondern auch die hellen Streifen Licht dazwischen.






