Camino Aragones

Letztes Jahr im Mai hieß es für mich: Ich bin dann mal weg!

11 Tage lang war ich mit einer kleinen Gruppe auf dem Camino Aragonés, dem nicht ganz so bekannten Einstieg in den Jakobsweg unterwegs. Eine Zeit, die unglaublich intensiv und dicht war und die ich mich gerne erinnere.

Denn wieder einmal stelle ich fest:

Wertvolle Erinnerungen brauchen Zeit zum Wachsen und entwickeln erst in der Rückschau ihre volle Kraft. Beim Betrachten der Bilder zum Beispiel. Und sie geben Kraft! Im Alltag und in den Momenten, die uns viel abverlangen. Pflegen wir sie gut, dann wirken sie wie kleine Wunderpillen 😉 und werden für immer einen Platz in unserem Herzen haben 💛.

Höchste Zeit also, die Tour noch einmal Revue passieren zu lassen und euch teilhaben zu lassen.

Der Camino Aragonés führt vom Col du Somport (Pyrenäen) an der Grenze Frankreich-Spanien bis zum Camino Francés bei Puente la Reina. Der Weg bietet eine unglaubliche Vielfalt an Landschaften, Farben, Pfaden sowie starken und eindrucksvollen Orten. Dabei ist er alles andere als überlaufen, so dass man tatsächlich noch in Ruhe die vielen Eindrücke genießen kann. Ein Traum!

Viel Freude beim Mitgehen!

Etappe 1: Col du Somport - Canfranc-Estación

Länge: 4,77 km | Höhenmeter ↑10 m ↓340 m

Heute am späten Nachmittag sind wir am Col du Somport angekommen, unserem Einstieg in den Jakobsweg. Von hier ging es heute nur ein kleines Stückchen Richtung Canfranc-Estación… Einlaufen sozusagen. Aber schon dieses Mini-Stück war wunderschön! In den Bergen lagen noch ein paar Schneereste, das Panorama war unglaublich, die Pfade toll und immer wieder gab es bunte blumige Farbtupfer. Dazu die klare Luft… Herrlich.

Etappe 2: Canfranc-Estación - Villanúa

Länge: 13,6 km | Höhenmeter ↑410 m ↓750 m

Unsere zweite Etappe starten wir heute früh am Hotel Santa Christina, überqueren den Rio Aragón und landen schon nach kurzer Zeit in Canfranc-Estación. Dominiert wird der Ort von dem riesigen Bahnhofsgebäude – einst der größte Bahnhof Spaniens und der zweitgrößte Europas. Muss wohl mal eine bedeutende Grenzstation gewesen sein…

Wir verlassen den Ort wieder, laufen an einem Stausee und einer riesiegen Staumauer vorbei und dann geht es auf schönen schmalen Pfaden mit bemoosten Steinmauern am Wegesrand bis zu einem Wasserfall. Ganz urplötzlich ist er da und rauscht gewaltig bergab. Was für ein traumhaft schönes Plätzchen! Nicht nur für eine normale Pause, sondern auch für eine Badepause :-). Gut, dass es draußen schon so warm ist, denn das Wasser ist eisekalt.

Belebt und erfrischt geht es weiter bis in den kleinen Ort Canfranc. Hier machen wir eine ausgiebige Siesta, genießen in der Bar einen Café con leche und dann geht es weiter: Über eine mittelalterliche einbögige Brücke, auf aussichtsreichen Wegen mit Blick in die Schlucht des Rio Aragón und vorbei an einer Höhle (Cueva de las Güixas), die wohl einigen Fledermäusen als Quartier dient. Inzwischen ist es ganz schön heiß und so sind wir froh, als wir in Villanúa ankommen. Ein Ort, der wie ausgestorben scheint. Immerhin sorgen ein paar Schulkinder für Leben in den Straßen und in einem kleinen Supermarkt können wir uns mit dem nötigsten versorgen. Eine wunderschöne und eindrucksvolle 2. Etappe!

Etappe 3: Villanúa - Jaca

Länge: 17,5 km | Höhenmeter ↑230 m ↓370 m

Wir starten heute ganz früh in Villanúa und haben so die Gelegenheit, diesen besonderen Moment zu erleben, wenn die Sonne über den Bergen aufgeht. Wunderschön!

Heute früh ist schon viel mehr Weite da als gestern, das Tal scheint breiter geworden zu sein. Wir folgen zunächst einem Weg parallel der Straße und dann geht es hinauf (wobei man das Zurückschauen nicht vergessen sollte, die Blicke sind toll), dann wieder bergab und schließlich wieder bergauf 😃.

Nach ca. 8 Kilometern erreichen wir Castiello de Jaca – auch hier scheint (wie in Villanúa) keine Menschenseele zu sein. Aber die alten Steinhäuser wirken gepflegt und die Wege sind mit vielen bunten Blumen geschmückt. Aber auch die Kirche oben auf dem Berg ist zu – wie eigentlich fast alle Kirchen und Kapellen auf dem Weg, schade. Da wir heute ohne Frühstück los sind, gibt’s dann unten im Ort in der Bar den heiß ersehnten Café con leche.

Kurz hinter dem Ort überqueren wir den Rio Aragón und folgen dann seinem Lauf. Mal sind wir ganz dicht dran, mal ein bisschen weiter weg und dann wieder ganz dicht dran.

Und dann erreichen wir schon Jaca. Ein wunderbar lebendiger Ort – mit Festungsanlage aus dem 16. Jahrhundert, einer Kathedrale aus der spanischen Romanik und belebten Altstadtgassen mit Tapas-Bars und Geschäften. Ein herrlicher Abschluss für eine weitere wunderschöne Etappe!

Etappe 4: Jaca - San Juan de la Peña

Länge: 21 km | Höhenmeter ↑840 m ↓560 m

Etappe 4 hat es in sich: fast 1.000 Höhenmeter, 21 Kilometer und das bei gefühlten 30 Grad im Schatten. Aber dafür eben auch mit grandiosen Panoramen, tollen Wegen und einem Highlight zum Schluss: dem unter einem Felsvorsprung gebauten Kloster „Monasterio Viejo“ San Juan de la Peña.

Los ging’s aber in Jaca, erst durch die Altstadtgassen und dann am Stadtrand entlang bis zum Friedhof Cementerio de Jaca. Von hier führt der Weg dann oberhalb des Rio Aragón entlang, wobei ein Teil des Wassers in einen Kanal eingefasst wurde.

Nach dem Überqueren der Straße beginnt der Abzweig zu den Monesterios San Juan de la Peña und damit beginnt auch der erste Aufstieg. Schon nach kurzer Zeit werden die Pfade schmaler und felsiger und es geht ordentlich bergauf. Dafür ist die Aussicht dann aber auch umso schöner.
Nach 12 Kilometern erreichen wir das kleine Bergdorf Atarés und selten habe ich mich so über einen Dorfbrunnen gefreut! Nicht nur die Wasserflaschen konnten wir hier auffüllen, sondern auch gleich Käppi und Tuch in dem kalten Wasser tränken. Tat das gut!
Nach einer ausgiebigen Pause im Schatten ging es dann weiter und es wurde immer wärmer (wir nutzen jeden Schatten, egal ob Baum oder Höhle) und gefühlt immer steiler. Aber auch hier ist das grandiose Panorama die Belohnung für die Mühen.

Kurz vor Ende der heutigen Etappe kommen wir zum ersten Kloster von San Juan de la Peña, dem „Monasterio Nuevo“, einem schmucken, aber recht kühl wirkenden Neubau, der heute u.a. ein Hotel beherbergt. Wesentlich beeindruckender ist dann am Ende das alte Kloster: Unter riesigen roten Felsüberhängen passt sich das Bauwerk seiner Umgebung an – mit welchen Mühen es wohl damals erbaut wurde? Beeindruckend ist der Kreuzgang mit seinen romanischen Säulen und Figuren – im Lichteinfall der Abendsonne fast ein bisschen mystisch.

Etappe 5: Santa Cilia - Arrés

Länge: 10,9 km | Höhenmeter ↑210 m ↓160 m

Die heutige Etappe kürzen wir ein bisschen ab und starten in Santa Cilia – ist einfach zu warm für mehr Kilometer.

Von dem kleinen Ort mit Pilgerstatue geht es zunächst gut 5 Kilometer auf einem Trampelpfad immer an der Straße entlang – endlich mal ein Wegstück wie man es vom Jakobsweg erwartet 😉. Aber auch das ist gar nicht schlimm, denn wir kommen gut vorwärts und die Mohnblumen am Wegesrand sorgen immer wieder für kleine Fotopausen.

Kurz vor Puente la Reina de Jaca durchlaufen wir ein kleines verwunschenes Waldstückchen mit einer Allee aus vielen vielen Steinmännchen. Immer wieder faszinierend, erzählt doch jeder Stein die Geschichte von einem Menschen, der den Weg vor uns gegangen ist. Auch er hat hier angehalten, aus irgendeinem Grund einen Stein auf den anderen gestapelt und so seine Verbundenheit mit dem Ort ausgedrückt.

In Puente la Reina de Jaca überqueren wir für einen Kaffee den Rio Aragón, der inzwischen zu einem recht breiten Fluss geworden ist – wenn auch der Wasserstand nicht allzu hoch zu sein scheint.

Wieder zurück auf dem Camino taucht kurze Zeit später schon der erste Hinweis auf Arrés auf, unser heutiges Etappenziel. Auf wunderschönen schmalen und unbefestigten Pfaden geht es nun erstmal bergauf. Immer wieder muss ich stehen bleiben, die Aussicht genießen, die bunten Blumen bewundern oder einfach über den schönen Weg staunen. Der Wind malt wunderschöne Muster in die wogenden Getreidefelder und einen Moment lang vergesse ich einfach die Zeit. Und dann kommt auch schon das kleine Bergdorf Arrés in Sicht: wunderschön gelegen und mit einer Geschichte, die bis ins Jahr 850 zurück reicht. Und so klein der Ort auch ist, es gibt doch jede Menge zu entdecken – man muss nur genau hinschauen.

Etappe 6: Arrés - Artieda

Länge: 18,4 km | Höhenmeter ↑290 m ↓360 m

Auch heute beginnt der Tag wieder mit einem herrlichen Sonnenaufgang, den ich von einem kleinen Wiesenplateau bei Arrés genieße. Das verspricht ein weiterer lichtdurchfluteter Tag zu werden 😊.

Der Weg führt zunächst hinab in die Talsohle des Rio Aragón, der rechts von uns in einiger Ferne fließt. Immer wieder fällt der Blick auf das Städtchen Berdun, das malerisch auf einem Hügel liegt. Weite Getreidefelder, Mandelbäume, Mohnblumen, Raps und Ginster – der heutige Tag hat v.a Weite und Farben zu bieten. Und dann wandern wir plötzlich durch eine Felsenlandschaft wie aus einer anderen Welt mit feinbröseligem Sedimentgestein. Wir durchqueren kleine Wasserläufe und mehr als einmal malen wir uns aus, wie uns ein kleiner Eiswagen mit kühlen Getränken Erfrischung bringt oder zumindest einen Café con leche – aber die Bergdörfer bleiben alle in weiter Ferne und der Wagen in unserer Phantasie. Dafür freuen wir uns umso mehr über den Brunnen „Fuente de San Martin“, der uns nach 14 Kilometern eine herrliche Abkühlung bringt. Und diesmal sind wir nicht alleine mit unserer Freude: den zahlreichen kleinen Fröschen scheint es hier auch zu gefallen 😉.

Schon von Weitem ist dann das Bergdorf Artieda zu sehen – ist die Lage auf dem Hügel doch sehr exponiert. Aber für uns heißt das auch: noch einmal alle Kräfte sammeln und auf geht’s. Und der letzte Anstieg über die asphaltierte Straße und bei Temperaturen um die 30 Grad hat es tatsächlich in sich. Dafür ist der kleine Ort aber auch äußerst idyllisch und bietet nicht nur traumhafte Ausblicke bis zum Yesa-Stausee, sondern auch viele kleine Hingucker und nicht zuletzt ein richtig leckeres Essen in der Bar an der Albergue.

Etappe 7: Ruesta - Sangüesa

Länge: 23,1 km | Höhenmeter ↑440 m ↓580 m

Los geht’s heute in der Geisterstadt Ruesta – einem kleinen Dorf, das Ende der 50er Jahre wegen des Staudammbaus verlassen wurde. Nur die Albergue bringt noch ein bisschen Leben zwischen die ansonsten verlassenen Mauern. Ein Pfad führt bergab aus Ruesta hinaus und auf einer Holzbrücke überqueren wir den Rio Regal, einen der Zuflüsse des Yesa-Stausees.

Kurze Zeit später müssen wir dann auch schon die erste Pause einlegen: zu verlockend sind die alten Eichen, die zwischen ihren Ästen hervorragende Sitzmöglichkeiten bieten. Einmal Seele baumeln lassen und dem Rauschen der Blätter zuschauen und zuhören.

Und dann geht es erstmal lange Zeit bergauf. Der Blick auf den türkis schimmernden Stausee „Embalse de Yesa“ bietet eine willkommene Verschnaufpause: Der 18 km lange Stausee, auch „Meer der Pyrenäen“ genannt, wird durch den Rio Aragón und einige Nebenflüsse gespeist und ist das Trinkwasserreservoir für die Region. Nach einigen Kilometern sind wir auf der Hochebene Sierra de Pesa Musera angelangt und es geht wieder mal vorbei an bunten Feldern und unsere Blicke können ungestört in die Weite schweifen.

Leicht bergab (und dann noch einmal steil bergauf) führt der Weg in das schmucke Örtchen Undues de Lerda, das wir nach 12 Kilometern erreichen – nicht ohne vorher noch mal in einem kleinen Bach Füße und Kopf gekühlt zu haben 😉. In dem kleinen Ort machen wir eine ausgiebige Pause im Schatten der Bäume, gönnen uns eine Stärkung und dann geht es schon wieder weiter. Der nächste Teil der Etappe ist flach und führt vorbei an weiten Feldern. Eine Gewitterstimmung zieht auf und so sehen wir zu, dass wir vorwärtskommen.
Nach 22 Kilometern erreichen wir den Randbereich von Sangüesa, das auf den ersten Eindruck ehr runtergekommen wirkt. Nicht unbedingt eine Bewerbung für das schönste Fotomotiv. In der Stadt selbst tobt das Leben: eine kleine Blaskapelle scheint Jubiläum zu haben und die Menschen ziehen singend, tanzend und Musik spielend durch die Straßen. Was für ein Spektakel!

Etappe 8: Liédena - Izco

Länge: 21 km | Höhenmeter ↑930 m ↓650 m

Heute erwartet uns gleich zu Beginn der Etappe ein Highlight: Durch einen unbeleuchteten Tunnel (in der Mitte ist es wirklich stockduster) geht es in eine der spektakulärsten Schluchten Nordspaniens: Foz de Lumbier. Die Felswände ragen fast senkrecht in die Höhe und in der Luft ziehen Geier ihre Kreise. Ja, Geier! In den schroffen Steilfelsen der etwas mehr als einen Kilometer lange Schlucht nisten u.a. zahlreichen Gänsegeier-Kolonien. Ein bisschen komme ich mir vor wie Hans Guck-in-die-Luft und vor lauter Staunen werde ich ganz ehrfürchtig. Im kristallklaren Wasser des Irati spiegeln sich nicht nur die Felswände, sondern auch Himmel und Wolken – wo ist oben und wo ist unten? Auf der einen Seite kann man bis zum Grund des Wassers sehen und auf der anderen dem Wolkenspiel auf der Wasseroberfläche zuschauen. Wunderschön!

Durch einen zweiten Tunnel verlassen wir die Schlucht und von hier geht es in den Ort Lumbier, wo wir mitten in eine Prozession hineingeraten. Eine Weile schauen wir dem bunten Treiben zu, genießen ein spätes Frühstück und dann geht es weiter.

Heiß ist es heute und fast schon verzweifelt halten wir nach einem schattigen Plätzchen Ausschau – jeder noch so kleine Busch oder Baum, der auch nur ein wenig Schatten wirft, ist uns willkommen!

Nach gut 15 Kilometern erreichen wir eine große breite Straße, der wir bis kurz vor Izco folgen. Zwar hätte es auch eine Alternativstrecke gegeben, aber dafür hätten wir noch einmal einige Höhenmeter mehr in Kauf nehmen müssen. Auch so reichen uns schon die 9% Steigung über den in der Hitze flirrenden Asphalt. Und dann geht es noch mal ein kurzes Stück über einen geschotterten Feldweg bis in den Ort, wo v.a eine mit Jakobus und Schnecke bemalte Mauer meine Aufmerksamkeit auf sich zieht 😊.

Etappe 9: Monreal - Tiebas

Länge: 13,5 km | Höhenmeter ↑300 m ↓310 m

Wir verlassen Monreal und lassen auch das Castillo de Elo am Ortsausgang links liegen. Nach etwas mehr als einem Kilometer über einen geschotterten Feldweg erreichen wir einen idyllischen kleinen Pfad, der direkt an dem Flüsschen Elortz entlangführt – Froschkonzert inklusive.

Weiter geht es mal auf breiten, dann wieder auf ganz schmalen Pfaden bis Yarnoz. An der Kirche, die direkt am Weg und außerhalb der Ortschaft liegt, machen wir eine kleine Pause, füllen die Wasserflaschen am Brunnen auf und genießen die Blicke und die Ruhe.

Und ich würde sagen, was dann folgt, ist der Tag der schönen und schmalen Pfade: Was für ein Genuss hier entlangzuwandern. Rechts von uns fließt der Canal de Navarra, dem wir mehrere Kilometer lang folgen und kurz vor Guerendiáin folgt ein so schöner und v.a. schattiger Wegeabschnitt, dass wir kurzerhand unsere Pause mitten auf den Weg verlegen – aber hier ist ja auch niemand.

Nach knapp 14 Kilometern erreichen wir Tiebas mit seiner Burgruine aus dem 13. Jahrhundert.

Etappe 10: Tiebas - Puente la Reina

Länge: 18,4 km | Höhenmeter ↑340 m ↓560 m

Schon die letzte Etappe heute – kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht! Wir verlassen Tiebas und plötzlich ist es vorbei mit der Ruhe und der Abgeschiedenheit der letzten Tage. Links von uns wird in einem großen Steinbruch gearbeitet und nach dem Überqueren der Straße liegt rechts von uns die Autobahn, der wir ein Stück folgen.

Über Schotter- und Teerwege laufen wir bis Olcoz und weiter durch eine hügelige Landschaft mit Olivenbäumen (die sich prima für ein Rast eignen), Getreidefeldern und herrlichen Blicken auf den Canal de Navarra.

Weiter geht es durch eine weite von Feldern dominierte Landschaft, vorbei an dem Ort Enériz und zwischendurch könnte man tatsächlich meinen, es würde schneien – so viele Pollen sind in der Luft.

Nach 13,5 Kilometern taucht dann vor uns– mitten im Nirgendwo – die sagenumwobene, achteckige Wallfahrtskirche Santa Maria de Eunate auf. Mitten im Nichts und dennoch irgendwie würdevoll eingebettet in die Landschaft und mit einer ungemein starken Ausstrahlung. Weil sie eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Felsendom in Jerusalem hat, wird sie auch mit dem Orden der Tempelritter in Verbindung gebracht. Früher wurde sie wohl als Hospizkirche für Pilger genutzt, heute v.a. für Hochzeiten.

Wir haben das Glück, dass die Kirche für eine Führung aufgeschlossen wird und können so den Innenraum bestaunen, ebenso wie die das Gebäude umgebenden Arkaden, deren Kapitelle mit vielen Fabelwesen verziert sind. In den Ritzen des Mauerwerkes stecken immer wieder Zettel – ähnlich wie an der Klagemauer. Hier sind wohl schon so einige Gebete geblieben. Irgendwie auf jeden Fall ein sehr bewegender Ort, an dem Licht und Wind, Stille und Geräusche, Steine und Leben miteinander verschmelzen.

Die letzten 5 Kilometer bis Puente la Reina vergehen wie im Flug und dann sind wir plötzlich da. Unsere Herberge liegt direkt am Ortseingang, so dass wir uns den Ort selbst und die namensgebende Brücke bis zum nächsten Tag aufheben. Ein bisschen dehnen wir also die Zeit und zögern das Ende noch hinaus…

Etappe 11: Puente la Reina

Länge: 3,3 km | Höhenmeter ↑10 m ↓10 m

Heute dann aber wirklich das allerletzte Stück auf dem Camino Aragonés: Noch einmal schnüren wir die Wanderschuhe, setzen den Rucksack auf und dann geht es nach Puente la Reina und in Richtung Brücke. Die den Rio Arga überspannenden „Brücke der Königin“ zählt zu den schönsten Brücken Spaniens und hat für uns eine ganz besondere Bedeutung. Sind wir doch am Ziel unseres Weges angekommen.

Aber wie fasst man eine Reise zusammen, die so voll von Erlebnissen und Eindrücken war? Die Momente voller Staunen, voller Lebensfreude und manchmal auch voll Traurigkeit hatte. Die ihre Hängematten-Momente hatte, aber auch die herausfordernden und kraftbrauchenden Momente. Die ganz tief ging, uns hat wachsen lassen, uns berührt hat und uns stark gemacht hat… Jeden für sich und uns alle zusammen. Eine Reise, die so voller Licht war…voller Schönheit und voller Segen. Vielleicht einfach so:

DANKE.SCHÖN. & BUEN CAMINO!