TROST.FUNKEN. im TRAUER.SCHAUER.
Ich kann es kaum glauben, dass heute schon der 1. Februar ist. Wo ist denn bitteschön der Januar geblieben?
Oder in einem Wort: Hä?
Die ganzen letzten Wochen kommen mir völlig unwirklich vor. Gerade noch saßen wir auf gepackten Koffern und wollten nach Marokko fliegen, da kam der Anruf aus dem Pflegeheim. Dann die Zeit im Krankenhaus, der Jahreswechsel und schließlich Mamas Tod, die Beerdigung und Trauerfeier. Und auch wenn die Demenz Mama schon lange von uns entfernt hat, nun ist sie endgültig fort und das ist anders.
Und zwischen all der Sorge und Trauer dann die Arbeit, die Messen und ja, auch das Geschehen in der Welt und hier bei uns. Gut dann zu erfahren, dass man nicht alles alleine tragen muss.
Ja, da sind Tränen geflossen in den letzten Wochen. Viele Tränen. So mancher TRAUER.SCHAUER. hat sich über mir ergossen und kleine Pfützen der Traurigkeit entstehen lassen. Aber das Gute ist: so ein Schauer dauert nicht ewig! Er ist kurz und manchmal auch heftig, aber er zieht weiter. Und in Pfützen kann man nicht nur rein-, sondern auch wieder rausspringen. Ist eigentlich gar nicht so schwer…
Und noch leichter geht das, wenn kleine TROST.FUNKEN. aufglimmen und zeigen: es gibt immer ein Trotzdem. Etwas, das dir Kräfte wachsen lässt und dich durch die TRÄNEN.TAGE. hindurch geleitet.
Diese TROST.FUNKEN. sind vielleicht das wertvollste, was mir in diesem Jahr bisher geschenkt wurde:
Meine TROST.FUNKEN., das sind Worte, gehört oder gelesen. Am Telefon, als Sprachnachricht, auf Trauerkarten oder per WhatsApp.
Aber auch einzelne Worte wie PRALINEN.MOMENTE., KNISTER.BRAUSE., ZURÜCK.DANKEN. und HINDURCH.HOFFEN. haben mein Herz berührt. Ebenso wie ganze Textpassagen in Büchern und Online-Texten. Ich sauge sie alle auf, weil sie mir gut tun. Sammle Worte wie ich früher Steine gesammelt habe.
Und auch Worte, die ich selbst schreibe – in Briefen oder Texten – sind zu kleinen TROST.FUNKEN. geworden. Vielleicht nicht nur für mich selbst…
TROST.FUNKEN. sind aber auch die vielen BERÜHRUNGS.PUNKTE. mit anderen Menschen. Mit der Familie und mit Freunden. Gesten und Umarmungen. Kleine und große Zeichen des Mitgefühls und der Menschlichkeit.
Und dann ist da die Musik. Das Musikstück zum Beispiel, das zu Beginn der Trauerfeier lief („You say“ in einer Piano-Version), habe ich inzwischen einige Male angehört. Oft weine ich dabei, aber es sind gute Tränen, denn hinterher fühle ich mich meist ein Stückchen leichter. Und auch andere Melodien und Texte – mal das eine ohne das andere, mal beides zusammen – schaffen es immer wieder, den Sturm in mir zu stillen und mein Herz zu beruhigen.
TROST.FUNKEN. sind auch schöne Unternehmungen: ein Essen mit Freunden, das Bummeln durch die Stadt, ein nettes Gespräch einfach so zwischendurch. Oder wenn unverhofft Verlorengegangenes wieder auftaucht, wenn ein Essen Erinnerungen weckt und wenn die Sonne scheint.
Oder wenn man über kleine Entdeckungen stolpert – so wie gestern früh: Es ist noch ein bisschen dunkel, als ich mich auf den Weg zur Arbeit mache. Der Rucksack ist schwer, der Kopf gesenkt, aber irgendetwas lässt mich plötzlich aufblicken und ich entdecke dieses Kirchenfenster, das von innen heraus zu leuchten scheint. Wie oft bin ich schon an dieser Kirche vorbeigelaufen, ohne dass mir irgendetwas aufgefallen wäre. Meist sieht das ganze Gebäude einfach nur dunkel aus. Aber an diesem Morgen nicht. Staunend stehe ich davor und denke: lauter kleine TROST.FUNKEN. Ist ja verrückt, aber es sind ganz eindeutig TROST.FUNKEN. 😊💥.
Und dann gehe ich mit einem Lächeln im Gesicht weiter, denn ich weiß: