AUS.ZEIT. – Fotos und Gedanken – Woche 16

24.10.2025 / HIMMEL.WEIT.

Ganz klein und verlassen wirkt Bruno vor der Weite dieses Himmels. Die Wolken ziehen schnell und lautlos über uns hinweg, reißen immer wieder auf, lassen Lichtsrahlen hindurch, die wie ein Versprechen wirken: Irgendwo ist immer Licht.

Hinter den Wolken sehe ich den ersten Schnee auf den Bergen: Ein Hinweis darauf, dass der Winter schon unterwegs ist – unaufhaltsam. Schon bald werden auch die letzten Blätter an den Bäumen verschwunden sein.

Ich bleibe einen Moment stehen und schaue diesem irren Wechselspiel zwischen Sonne und Wolken, Licht und Schatten zu. Und plötzlich kommen mir die Zeilen eines Liedtextes in den Sinn: „Leben ist Wandel, Wandel ist Leben. Alles wird und alles vergeht. Manches scheint von Dauer, doch alles hat seine Zeit. Und in allem liegt die stille Ewigkeit.“

Ja, Leben ist Wandel: Manches lässt sich nicht aufhalten, kommt schneller als man denkt. Anderes wird davongeweht, obwohl man es gerne festhalten möchte. Kein Zustand bleibt, alles zieht weiter, so wie diese Wolken. Aber hinter den Wolken – bleiben der Himmel und das Licht 💛.

Foto: Wohnmobilstellplatz Steibis

25.10.2025 / Ruhepause

Plötzlich ist da diese Bank.
Es sieht aus,
als hätte der Herbst auf ihr Platz genommen.

Ich könnte die Blätter fortwischen –
aber es fühlt sich nicht richtig an.
So, als würde ich das Bild zerstören.

Ich bin müde.
Die kleine Wanderung heute fordert mich.
Das Laub ist glitschig,
versteckt, was darunter liegt:
Felsen oder Erde.
Dazu der Regen.

Und irgendwo zwischen meinen
zögerlichen Schritten
frage ich mich: Wann bin ich so ängstlich geworden?

Ich bleibe stehen.
Nachdenklich. Beiße in eine Nussecke,
trinke einen Schluck Wasser.

Der Regen lässt zwar nicht nach –
aber ich fühle mich
durch diese kleine Pause wieder ein bisschen stärker.
Ruhiger.

Und so hat mir diese kleine Bank einen Moment der Ruhe geschenkt – einfach nur dadurch, dass sie da war.

Foto: Wanderweg bei Oberstaufen

26.10.2025 / Ungeplant genau richtig

„Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg,
aber der Herr lenkt seinen Schritt.“

Pläne lassen sich machen, Erwartungen setzen und Vorstellungen formulieren. Doch Wege führen oft anders, als gedacht. Unvorhergesehenes schafft Räume, in denen Neues entstehen kann, Stärken zum Vorschein kommen. Und am Ende zeigt sich oft: Jeder Schritt – ob geplant oder nicht – gehörte so zum Weg, sollte genau so sein. Für mich ist dieser Gedanke ein großer Trost.

Foto: Wanderweg bei Steibis

27.10.2025 / Es ist, was du daraus machst

Was für ein grauer und regnerischer Tag heute. Zweimal bin ich schon bis auf die Haut nass geworden – Regen und Wind kennen heute keine Gnade und die Kälte kriecht mir förmlich in die Knochen. Jetzt sitze ich drinnen, die Heizung läuft und der Regen trommelt auf das Wohnmobildach, gleichmäßig, fast beruhigend.
Und während draußen das Grau regiert, mache ich es mir drinnen gemütlich. Eine Kerze flackert und verströmt einen angenehmen Duft. Ein Becher Glühwein und eine Schale mit Dominosteinen stehen bereit. So wird aus einem trüben Tag ein schöner Moment der Geborgenheit – warm, leise und behaglich. Wieder einmal stelle ich fest: Die Dinge sind, wie sie sind – aber sie werden, was wir daraus machen.

Foto: Wohnmobilstellplatz Füssen

28.10.2025 / Nur Liebesbriefe

Manchmal begegnet man am Straßenrand kleinen Zeichen, die das Herz berühren.
So wie heute in Füssen: ein ganz gewöhnlicher Briefkasten – leuchtend, gelb, nichts besonderes. Und doch steht da etwas, das mich inmehalten und lächeln lässt:
„Nur Liebesbriefe 💌“

Wäre doch schön, wenn wirklich nur solche Briefe darin landen würden.
Oder überhaupt Briefe und Postkarten. Ein paar liebe Worte, die verbinden. Sorgsam ausgewählt. Handgeschrieben auf Papier.

Ich mag die Vorstellung, dass irgendwo jemand den Briefkasten öffnet,
und sich für einen kleinen Moment gesehen und gehalten fühlt.

Ich glaube, ich schreibe heute auch mal wieder eine Karte.
Ein paar Zeilen, ganz ohne Anlass.
Einfach so. Weil Zuneigung manchmal keine großen Gesten braucht –
nur ein paar Worte, die von Herzen kommen.

Foto: Briefkasten in Füssen

29.10.2025 / Geschenke des Lebens

Manchmal ist die Schönheit der Landschaft einfach überwältigend.
So viel Licht, so viel Farben, so viel Stille –
mein Herz wird ganz weit vor lauter Freude.

Ich stehe da, atme die kalte, klare Luft, sehe die Berge,
das Glitzern des Wassers, das Gold des Herbstes –
und spüre, wie Dankbarkeit in mir aufsteigt.

Solche Momente sind Geschenke, die dass Leben für uns bereit hält. Mir kommt ein Zitat von Rainer Maria Rilke in den Sinn: „Freude ist einfach eine gute Jahreszeit über dem Herzen“. Ja, genau so fühlt sich dieser Moment gerade an und ich habe das große Bedürfnis, mein Freude zu teilen. Vielleicht ist das ja meine Art, der Freude noch mehr Raum zu geben ☺️.

Foto: Forggensee

30.10.2025 / Wenn das Leben die Karten mischt…

Auch heute kommt wieder ein Zitat in den Sinn ☺️ … diesmal aus dem Buch „Der Buchladen am Ende der Welt“ von Ruth Shaw. Darin heißt es sinngemäß, dass das Leben wie ein Kartenspiel ist. Man bekommt Karten, und die Art und Weise, wie man diese Karten spielt, entscheidet über den Tag oder die nächsten Tage.

Ich mag dieses Bild. Es erinnert mich daran, dass wir nicht immer Einfluss darauf haben, welche Karten uns das Leben zuteilt – manchmal sind es gute, manchmal weniger gute. Aber wir haben die Wahl, wie wir damit umgehen: Ob wir aufgeben, bluffen, kämpfen oder mutig alles auf eine Karte setzen.

Vielleicht liegt genau darin die Kunst des Lebens: nicht auf die perfekten Karten zu warten, sondern das Beste aus dem zu machen, was wir gerade in der Hand halten. Und wer weiß – manchmal zeigt sich erst am Ende einer Runde, dass das vermeintlich schlechte Blatt das wertvollste war.

Foto: Kartenspiel