Glücklich in Island

WASSER.KRAFT.

Island und seine Wasserfälle – so viel wurde schon über sie geschrieben und doch kann auch ich mich ihrem Bann nicht entziehen: Was für eine wahnsinns Kraft, was für eine Demonstration von Stärke – ich komme angesichts dieser unbändigen Natur aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

Das herabstürzende Wasser hat aber auch etwas Hypnotisierendes: Immer wieder blicke ich wie gebannt auf diese unvorstellbare Menge an Wasser, die mit lautem Getöse über die Felskante in die Tiefe stürzt. Selbst die Erde scheint zu beben ob dieser gewaltigen Kraft.

Meine Gedanken gehen zurück zu all den Wasserfällen, die wir auf dieser Reise durch Island schon gesehen haben: jeder für sich faszinierend und jedes Mal habe ich gedacht, jetzt kann aber auch wirklich keiner mehr kommen, der noch beeindruckender ist – und jedes Mal hat Island noch einen oben draufgesetzt. Mal ist es die Fallhöhe, mal die Menge an Wasser, mal das Gestein, mal das Zusammenspiel von Licht und Wasser und mal die Klarheit des Wassers, die mich in den Bann zieht.

Dettifoss – der Stürzende, der Mächtige, der Gewaltige

Auch am Dettifoss kann ich meine Augen kaum abwenden von diesem Brausen und bleibe einen Moment bewegungslos stehen – obwohl die Gischt mich ganz schön nass spritzt. Aber die Menge Wasser, die hier pro Sekunde herunterfällt, raubt mir schier den Atem. Unvorstellbar, dass jede Sekunde an jedem Tag und seit vielen vielen Jahren diese Unmengen an Wasser hinabstürzen. Bis zu 1.500 Kubikmeter pro Sekunde sollen es im Sommer sein – aber diese Zahl sagt mir eigentlich gar nichts. Viel mehr sagen wir meine Augen, die sehen, dass es viel ist – so viel, dass die einzelnen Tropfen einen dichten Teppich zu weben scheinen.

Ein stetiger Fluss eben, der die Landschaft formt. Der Dettifoss führt so viel Geröll mit sich, dass sich durch die Erosion nicht nur die Schlucht immer mehr vertieft, sondern auch die Falkante jedes Jahr etwas weiter flussaufwärts wandert. Selbst der härteste Stein muss sich irgendwann der Kraft des Wassers beugen.

Ich komme mir ganz klein vor angesichts dieser Kräfte und das Staunen erfasst meinen ganzen Körper. Als ich mich schließlich abwende und weitergehe, fühle ich mich seltsamerweise richtig gestärkt – so als ob mit der Gischt ein bisschen dieser Kraft des Wassers auf mich übergegangen ist.

Vielleicht muss man es mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört haben. Vielleicht muss man selbst die Feuchtigkeit auf der Haut gespürt haben, um diese Energie nachvollziehen zu können. Ich habe auf jeden Fall das Gefühl, meine Worte reichen nicht aus, um diese beeindruckende Kraft und diese faszinierende Atmosphäre auch nur ansatzweise wiederzugeben.

“Wasser ist die treibende Kraft der gesamten Natur” Leonardo da Vinci