Rückblick Mosel-Camino 2021 – Teil 2

Ein weiterer für mich besonderer Ort am Mosel-Camino ist der historische Abtsgarten in Klausen: Nicht groß, auch nicht sonderlich spektakulär, sondern auf den ersten Blick vielmehr klein und unscheinbar. Das Gegenteil von schneller, höher, weiter. Aber je länger man sich hier aufhält, desto mehr entwickelt er seinen Zauber.

Versteckt hinter einer Steinmauer, nur gekennzeichnet mit einem Schiefer-Schild und der Aufschrift „histor. Abtsgarten“ liegt der auf drei Terrassen angelegte Garten, der im Ursprung schon aus der Gründerzeit des ehemaligen Augustiner-Klosters stammt.

Wir beschließen hier ein bisschen länger Pause zu machen – schließlich haben wir noch viel Zeit, um unser heutiges Ziel in Klüsserath zu erreichen. Vielleicht ein kleines Pilgerschläfchen? Nein, irgendwie fehlt mir dazu die Ruhe. Ich habe das Gefühl, ich muss diesen Ort mit allen Sinnen erleben: den Duft der Blumen riechen, das Zwitschern der Vögel hören, die Farben der Blüten sehen, den Wind auf der Haut spüren und das Kitzeln der Grashalme unter den Fußsohlen. Also Schuhe und Socken aus und los! Durch das weiche Gras über die angenehm kühle Steintreppe auf den Schotterweg rings um die Blumenbeete. Es piekst unter den Fußsohlen und das lässt mich noch ein bisschen langsamer, aufmerksamer gehen. Vielleicht entdecke ich deshalb das kleine weiße Schneckenhaus unter dem ganzen Grün? Oder kann mich den Schmetterlingen nähern, so dass ich sie beinahe berühren kann? Ich entdecke die Rose mit dem Gebrüder Grimm Duft und die verwunschene Treppe, die ins Nichts führt. Die Echse, die auf einer Mauer unter einem kleinen Vorsprung sitzt, der ebenfalls wie eine Echse aussieht. Ich taste an ganz wunderbar weichen Blättern und staune, welche Vielfalt an Farben und Formen die Natur schafft. In diesen Minuten scheint die Welt ein bisschen sanfter zu werden.

Auch ohne Schlaf fühle ich mich hinterher ganz wunderbar erholt!

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